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Ein Keimling in Eierschale als Blumentopf.

Tipps für die Anzucht von Samen

Hinweise zur Aussaat und Pflege

Image by Adrian Swancar

Aussaterde und Aussaatgefäße:

  • nur gereinigte und desinfizierte Aussaatgefäße benutzen,

  • die Aussaatgefäße mit geeignetem Substrat bis zum Rand füllen,

  • achten darauf, dass die Samen nicht zu tief im Substrat liegen,

  • die Aussaatgefäße so hell wie nur möglich aufstellen,

  • das Substrat gleichmäßig feucht, auf keinem Fall nass halten,

  • zur Aussaat eignen sich am besten Topfplatten und Zimmergewächshäuser mit einer Abdeckhaube,

  • auch eine Wärmeplatte oder eine Keimbox mit einstellbarer Temperatur ist förderlich. Für unbeheizte Gewächshäuschen kann die Temperatur auf der Heizung erreicht werden.

  • das Substrat sollte zur Aussaat Zimmertemperatur aufweisen, locker, luftig und durchlässig sein,

  • das richtige Substrat sollte auch einen sehr niedrigen Nährstoffgehalt haben. Deswegen soll man auf keinem Fall normale Blumenerde benutzen (die enthält Düngesalze, die den zarten Wurzeln der Sämlinge schaden),

  • die handelsübliche Aussaaterde sollte am besten mit 1/3 Sand, Perlite oder Vermiculit vermischt werden, um eine gute Durchlässigkeit zu erreichen, 

  • sehr gut zur Aussaat eignet sich auch Kokohum, ein Substrat aus den getrockneten Fasern der Kokosnuss. Es wird in gepresster Form als Briketts angeboten.

Vorbehandlung:

  • da manche Samen eine hartschalige und wasserundurchlässige Hülle besitzen, kann die Keimung kann nur erfolgen, wenn die Samen mit feuchten Elementen und Wärme oder Kälte in Berührung kommen. Bei dem Fall ist eine entsprechende Vorbehandlung nötig um die Samenschale porös und durchlässig zu machen. Die üblichste Methode ist das Anfeilen oder Aufrauen mit grobem Schmirgelpapier oder ein vorsichtiges Anritzen mit einem Teppichmesser,

  • man kann auch eine Lösung mit Kaliumnitrat herstellen, welches die Samenhülle weicher machen kann. Die Samen sollte man für mindestens 24 Std. darin einweichen. Nach dieser Prozedur sollte das Saatgut sofort gesät werden,

  • verschiedene Arten der australischen und südafrikanischen Flora sind in Keimruhe und benötigen speziellere Bedingungen, um die Keimung anzuregen. Am Naturstandort sind es die regelmäßig auftretenden Wald- und Buschbrände. Ein kurzzeitiges überbrühen mit kochendem Wasser oder Grillasche simuliert ebenfalls den zuvor genannten Effekt,

  • große und hartschalige Samen benötigen immer eine Vorbehandlung.

Image by Wyxina Tresse
Image by Elin Melaas

Aussaat:

  • Lichtkeimer und staubfeine Samen sollen nicht mit Substrat bedeckt, sondern nur leicht angedrückt und von unten gewässert. Flache und geflügelte Samen benötigen keine Vorbehandlung und müssen nur leicht mit Substrat oder nur mit Vermiculit bedeckt werden,

  • Kaltkeimer benötigen vor der Aussaat eine Stratifikation. Ohne diese Behandlung fällt ein Keimerfolg sehr gering oder total aus. Je nach Gattung und Art liegt die optimale Temperatur zwischen 0 bis 5°C und kann sowohl im Freiland, unter Glas im Herbst/Winter oder unabhängig von der Jahreszeit im Kühlschrank erfolgen. Die Dauer der Stratifikation ist unterschiedlich je nach Gattung und Tiefe der Keimruhe,

  • die Samen leicht andrücken, dann mit einem Handsprüher gründlich angießen, bis alles durchfeuchtet ist. Das Substrat muss gleichmäßig feucht sein. Das Saatgut erhält dadurch Anschluss an das Substrat und beginnt zu quellen. Die Aussaat sollte man mit einer Abdeckhaube aus Glas oder Klarsichtfolie bis zum Aufgang der Saat abdecken. Die Schale schützt vor dem Austrocknen. Sehr wichtig sind auch gleichmäßige Feuchtigkeit und Temperatur. Schon ein kurzes Austrocknen reicht aus, um empfindliche Sämereien zu schädigen,

  • die meisten tropischen und subtropischen Samen kommen mit einer Keimtemperatur von 20-25ºC zurecht.

Sämlinge:

  • sofort nach Erscheinen der ersten Keimblätter sollte man die Saatgefäße täglich etwas länger aufdecken, anschließend unbedeckt lassen,

  • nach Erscheinen von 3-5 Blattpaaren in kleine Töpfchen vereinzeln. Die Töpfchen werden dazu mit leicht gedüngtem oder demselben Substrat wie bei der Anzucht verwendet, gefüllt und ein kegelförmiges Loch in das Substrat gestochen,

  • man hebt die kleinen Pflänzchen vorsichtig heraus und gibt sie in das Pflanzloch. Die Wurzeln sollten nicht gekrümmt werden. Zu lange Wurzeln sollten etwas eingekürzt werden. Die Sämlinge sollten ca. 1-2 cm über der Erdoberfläche stehen, dies ist der Abstand zwischen Keimblätter und Substrat.

Image by Christian Joudrey
Image by Brennan Burling

Hier finden Sie eine kleine Information zum besseren Verständnis darüber, was Skarifikation und Stratifikation bedeutet, was Lichtkeimer, Warmkeimer und Kaltkeimer sind und warum die Samen überhaupt in Keimruhe sind.

Image by Mike Erskine

Keimruhe:

Der Begriff Keimruhe bezeichnet eine Form der Entwicklungsverzögerung bei Pflanzen, die das vorzeitige Keimen der Samen unter ungünstigen Bedingungen verhindert. Durch diesen Mechanismus werden die ausgereiften Samen vor ungünstigen klimatischen Bedingungen geschützt. Bei Pflanzen des gemäßigten Klimas ist die Keimruhe der ausgereiften Samen die Regel. Durch diesen Schutzmechanismus der Pflanzen wird der klimatischen Saisonalität dahingehend Rechnung getragen, dass die Keimung zu einer günstigen Jahreszeit erfolgt und der Keimling optimale Wachstumschancen vorfindet. Die Zeitdauer der Keimruhe ist bei den einzelnen Pflanzenarten sehr unterschiedlich, ebenso wie die Faktoren, die zum Abbau der Keimruhe führen. Als Einflussfaktoren sind zu nennen: Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen, Lichtverhält-nisse und Nährmedium (Boden). Die Keimruhe muss beendet sein, wenn Saatgut in das Saatbett ausgebracht wird. Der künstliche Abbau der Keimruhe wird als Stratifikation bezeichnet.

Kaltkeimer:

Als Kaltkeimer, früher auch Frostkeimer genannt, bezeichnet man Pflanzen, deren Samen eine Kälte- oder Frostperiode durchlebt haben müssen, bevor die Keimung ausgelöst wird. Im Bereich Gartenbepflanzung handelt es sich dabei zumeist um alpine Stauden aus kälteren Gegenden, die dickere und härtere Samenschalen als üblich haben.

Nachdem die Samen durch Feuchtigkeit aufgequollen bzw. angekeimt sind, sorgen tiefe Temperaturen von −5 °C bis +5 °C nach 4 bis 8 Wochen dafür, dass sich das Verhältnis von keimhemmenden und keimfördernden Substanzen im Saatgut zugunsten der keimfördernden Substanzen verschiebt und der Samen austreibt. Frostkeimer werden daher im September bis November ausgesät, manche Sorte erst im späten Winter.

Zu spät ausgesäte Kaltkeimer, die keine ausreichend lange Kälteperiode durchlaufen können, keimen erst nach dem nächsten Winter.

Image by Yuri Antonenko
Gewächshaus mit tropischen Pflanzen

Wärmekeimer:

Wärmekeimer (auch Warmkeimer) sind Pflanzen, die zur Keimung – ganz im Gegensatz zu Kaltkeimern – vergleichsweise hohe Temperaturen benötigen. Dies sind z. B. typische Maisunkräuter wie Hühnerhirse, das einjährige Bingelkraut und die Franzosenkrautarten. Ein weiteres Beispiel ist die Kleine Brennnessel.

Lichtkeimer:

Als Lichtkeimer bezeichnet man Pflanzen, deren Samen zur Keimung – zusätzlich zu den üblichen Keimbedingungen Wasser, Wärme und Sauerstoff – auch Licht benötigen. 

Bei Herstellung des Saatbetts und der Aussaat muss darauf geachtet werden, dass die Erdschicht, welche die Samen bedeckt, höchstens so dick ist wie diese selbst. Durch Regen oder Gießwasser können die Samen leicht weggespült werden. Im kleinen Maßstab kann das Pflanzgefäß mit einer transparenten Folie bedeckt werden, um ein Austrocknen der Oberfläche zu verhindern.

Image by Nik Shuliahin 💛💙
Image by Nagara Oyodo

Dunkelkeimer:

Dunkelkeimer sind Pflanzen, deren Samen nur in ausreichender Dunkelheit keimen, da ihre Keimung durch Licht gehemmt wird. Sie müssen also nach der Aussaat genügend mit Erde abgedeckt werden.

Pflanzensamen besitzen Photorezeptor-Proteine, die sog. Phytochrome, welche das Verhältnis von verschiedenen Wellenlängen des Lichts messen können. Dunkelkeimer registrieren vermutlich sehr langwelliges Licht, welches in der Lage ist, die obersten Bodenschichten zu durchdringen.

Die meisten Kräuterarten sind Lichtkeimer. Bei der Neuanlage blumenbunten Grünlandes muss bei der Wahl der Einsaattechnik deshalb darauf geachtet werden, dass diese zu lichtkeimenden Arten passt.

Skarifikation:

Sehr viele Samenschalen werden erst bei tieferen oder höheren Temperaturen durchlässiger und die Keimung erfolgt, wenn der Samen Feuchtigkeit aufnehmen kann. Um eine Keimung in Gang zu setzen, ist eine entsprechende Vorbehandlung nötig. Man muss die Schale porös und durchlässig zu machen, damit die Feuchtigkeit die Oberfläche durchdringen kann. Die üblichste Methode ist das Anfeilen, Aufrauen mit grobem Schmirgelpapier oder ein vorsichtiges Anritzen mit einem Messer, wobei darauf zu achten ist, dass nicht zu tief gefeilt bzw. geschnitten wird. Anschließend mit heißem Wasser übergießen und für ca. 12 – 48 Stunden, je nach Gattung und Art, vorquellen lassen.

Stratifikation:

Als Stratifikation wird in der Botanik wie im Samenbau eine Behandlung von Samen bezeichnet, die geeignet ist, deren Keimung in einer gepufferten Umgebung anzuregen, beispielsweise durch Kälteeinwirkung. Als Puffer dienen Substratschichten, die den Wassergehalt, die Temperatur und den Lichtabschluss physikalisch stabilisieren und den bei freier, feuchter Lagerung unvermeidlichen Befall mit Mikroorganismen reduzieren.

Ein Pflanzensamen nach Einweichen und Skarifikation

Allgemeine Anzuchtanleitung:

Aussaatgruppen:

1

Gruppe 1

Samen, die ohne besondere Anforderungen bei einer Substrattemperatur von etwa 22-26°C keimen.

2

Gruppe 2

Samen, die vor der Aussaat in warmem Wasser eingeweicht werden müssen.

Die Substrattemperatur soll zumeist ziemlich hoch sein, ca. 22-25°C.
Ein Einweichen verkürzt die Keimdauer.

3

Gruppe 3

Samen, die ohne besondere Anforderungen bei einer Substrattemperatur von etwa 18-20°C keimen.

4

Gruppe 4

Samen, die eine warme und feuchte Behandlung / kühle und feuchte Behandlung (oder eine Kombination aus warmen und kühlen Behandlungen) erfordern.

5

Gruppe 5

 Samen, die ohne besondere Anforderungen, aber nur in einem Kühlraum (ca. +5°C) keimen oder im Frühjahr ausgesägt und draußen gehalten werden müssen.

6

Gruppe 6

Samen die bei der Temperatur ca. +18°C keimen können. 

Wenn diese Samen jedoch nicht innerhalb von 3-4 Wochen keimen, sollte man die Samen ca. 2-4 Wochen lang stratifizieren

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